Den Schatzinsel-Buchtipp im Solinger Tageblatt vom 25. August 2016 holen wir am heutigen Indiebookday gerne noch einmal hervor:
“Die Gärten der Finzi-Contini”
von Giorgio Bassani, übersetzt von Herbert Schlüter
Verlag Klaus Wagenbach, 2001
“Wieviel Jahre sind seit jenem weit zurückliegenden Juninachmittag vergangen? Über dreißig. Aber wenn ich die Augen schließe, ist Micòl Finzi-Contini noch immer da, über der Parkmauer, und sieht mich an und spricht mit mir. Sie war 1929 kaum mehr als ein Kind, eine magere blonde Dreizehnjährige mit großen hellen magnetischen Augen. Ich ein Junge in kurzen Hosen, sehr bürgerlich und sehr eitel, den schon ein kleines Missgeschick in der Schule in die kindlichste Verzweiflung stürzen konnte. Wir sahen uns an. Der Himmel über ihr war blau und fest, ein warmer, schon sommerlicher Himmel ohne das kleinste Wölkchen. Nichts würde ihn verändern können, und nichts hat ihn verändert, zumindest in meiner Erinnerung.”
Ein Jahrhundert-Roman. 1962 erschienen. Eine Jugend in Italien, die 1937 mit den Rassengesetzen jäh endet. Der Erzähler wird zum Paria: sein soziales Leben in der Stadt stand auf überraschend dünnem Eis. Die zurückgezogen lebende Familie Finzi-Contini öffnet nun ihr Anwesen den jüdischen Schülern und Studenten. In der Bibliothek wird gelernt, im Park wird Tennis gespielt und dort verliebt sich der Erzähler in die Tochter des Hauses. Kein Leser wird jemals diesen Park vergessen, und so fahren noch heute Menschen nach Ferrara, suchen diesen Park, finden ihn nicht und können nicht glauben, dass er nur in der Literatur existiert.