Heute erschien der 24. Schatzinsel-Buchtipp im Solinger Tageblatt.
Unsere Mittwochsmorgenkraft Stefanie Leo empfiehlt:
So vielfältig wie das Leben selbst: “Leinsee”
Der Autorin Anne Reinecke und ihrem Roman Leinsee begegnete ich eher zufällig bei einer kleinen Lesung in Köln. Welch ein Glücksfall, denn vielleicht hätte ich dieses ausgezeichnete Debüt der Berlinerin unter den vielen Neuerscheinungen sonst verpasst.
Auch der junge Künstler Karl, Protagonist ihres Romans, lebt und arbeitet in der Hauptstadt, weit entfernt von seinen berühmten Eltern, in deren Leben seit jeher kein Platz für den Sohn war. Ada und August Stiegenhauer, das Paar der deutschen Kunstszene, drehte sich stets nur um sich selbst und die Kunst. Als seine Mutter jedoch schwer erkrankt und der Vater sich das Leben nimmt, kehrt Karl nach vielen Jahren zurück an den Ort seiner Kindheit – zurück nach Leinsee. Hier begegnet er seiner Vergangenheit und räumt mit ihr auf. Dabei spielt die achtjährige, aufgeweckte Tanja, die eines Tages in seinem Garten auftaucht, eine große Rolle.
Der Roman Leinsee ist vieles. Er ist Familiengeschichte oder besser gesagt eben keine, er erzählt von unerwiderter und von großer Liebe und das Künstlermilieu bildet hierzu einen außergewöhnlichen Hintergrund.
Reineckes prägnante, unaufgeregte Sprache ist der Hauptfigur Karl wie auf den Leib geschrieben und so lässt sich dieser bisweilen tragisch-heitere Roman kaum aus der Hand legen.
Anne Reinecke, Leinsee
Diogenes Verlag 2018, 368 Seiten, 24 €