Heute erschien der 31. Schatzinsel-Buchtipp im Solinger Tageblatt.
Die Geschichte einer jüdischen Familie:
Wo wir zu Hause sind
Maxim Leo. Derselbe Nachname, derselbe Jahrgang, dennoch ein Leo, den ich bisher nicht kannte. Rund 360 Seiten später sieht das anders aus. Er, der Journalist und Schriftsteller aus Berlin, hat mich mitgenommen, auf eine Reise zu den Wurzeln seiner Familie. Gleich auf den ersten Seiten packt mich Maxim Leos Familiengeschichte. Dort begegne ich seiner Großtante Ilse und deren Cousinen Irmgard und Hilde.
Die drei jungen Frauen haben jüdische Wurzeln, ohne diesen besondere Beachtung zu schenken. Doch schon Anfang der 30er Jahre sorgt ihr Jüdischsein dafür, dass die Berlinerinnen in alle Winde verstreut werden.
Anhand ihrer Lebensgeschichten zeichnet der Autor seine Familiengeschichte auf. Dafür reist er zu den Nachkommen, zu seinen Verwandten nach Österreich, Frankreich, England und Israel, führt Gespräche, blickt in Alben, recherchiert. Dabei beschreibt Leo die drei Lebensgeschichten, deren Wege sich immer wieder kreuzen, sehr nüchtern. Er wählt das Präsens als Zeitform längst vergangener Tage, alte Familienfotos geben den Orten und Personen ein Gesicht. Eine sehr eindringliche und fesselnde Erzählweise für die Biografien dreier außergewöhnlicher Frauen und deren Familien, ihrem Umgang mit der Vergangenheit und schließlich dem Weg der Nachkommen zurück nach Berlin, zurück nach Hause.
Maxim Leo, Wo wir zu Hause sind
Kiepenheuer & Witsch 2019, 368 Seiten, 22 €