Am 3. Oktober erschien der 37. Buchtipp im Solinger Tageblatt.
Dieser Roman ist perfekte Unterhaltung:
Der Sprung
Warum sollte man einen Roman lesen, der im Klappentext bereits verrät, dass eine junge Frau auf einem Dach steht und dessen erster Satz lautet: Bevor sie springt, spürt sie das kühle Metall der Dachkante unter den Füßen? – Ganz einfach: weil Simone Lappert eine begnadete Erzählerin ist.
Die Geschichte ist gelungen konstruiert, hält Überraschungen bereit, überzeugt sprachlich und bietet perfekte Unterhaltung. Was will man mehr! Das Schicksal der jungen Frau auf dem Dach bildet dabei den Rahmen. Ihr Tun, ihr Ausharren über zwei Tage hinweg ist der Auslöser, der das Leben von zehn ganz unterschiedlicher Menschen tiefgreifend verändert, und genau diese zehn lässt die Autorin nun erzählen. Schnell merkt man, dass alle Personen mehr oder weniger offensichtlich miteinander verwoben sind, egal ob es sich um die Schwester der jungen Frau handelt, den Polizisten, der versucht, ihr gut zuzureden oder den Obdachlosen, der das Geschehen beobachtet.
Am Ende entlässt die Geschichte alle Protagonisten in ein neues Leben und auch die Leserin in veränderter Stimmung zurück. Unmissverständlich wird einem klar, dass alles was wir tun oder eben nicht tun, egal wie unbedeutend es uns auch erscheinen mag, immer ins Geschehen eingreift und den Lauf der Dinge verändert. Alles fließt. Panta rhei, würde Heraklit wohl sagen.
Simone Lappert, Der Sprung
Diogenes Verlag 2019, 336 Seiten, 22 €