74. Schatzinsel-Buchtipp im Solinger Tageblatt , erschienen am 27. April 2023 (geschrieben mit rigoroser Unterstützung von Caro – Danke!):
Percival Everett, “Die Bäume”
In einer kleinen Stadt im Süden der USA werden in der heutigen Zeit weiße Männer ermordet und geschändet. Der lokalen Polizei wächst diese mysteriöse Mordserie rasch über den Kopf. Zumal neben den Leichen der weißen Männer immer der Körper eines toten farbigen Jungen liegt, der dann im Laufe der Ermittlungen mehrfach wieder verloren geht. Zwei Großstadtcops und eine FBI-Agentin werden in den Süden geschickt und sollen die Ermittlungen übernehmen.
Großstadtcops versus Kleinstadtcops
Aus dieser Konstellation Großstadtcops versus Kleinstadtcops ergeben sich sehr komische, filmreife Szenen und Dialoge. Was wie ein hardboiled Krimi beginnt, weitet sich immer mehr zu einem Roman über Rassismus und die Geschichte der Lynchmorde und stellt nicht Zuletzt eine ungeheuerliche Rachephantasie dar.
Tempo, Witz und Horror
Dieser Roman hat viel Tempo und Witz. Er arbeitet mit einer starken Verdichtung in den Dialogen und ist sprachlich ein Genuss. Die Süddeutsche Zeitung schrieb, „The Trees“ sei auch in der Übersetzung noch „ein Meisterwerk der Komik, Spannung und des Horrors“, was daran läge, dass der Übersetzer Nikolaus Stingl den Sound des Originals mit Bravour ins Deutsche übertragen habe.
Percival Everett, Die Bäume, Originaltitel The Trees, übersetzt von Nikolaus Stingl, Hanser Verlag 2023, 368 Seiten, 26,- €