Am 16. Juli 2020 erschien unser 45. Buchtipp im Solinger Tageblatt:
Ideen säen für eine bessere Welt
Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam
Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) hat in meinem Garten Einzug gehalten. Und wenn Sie jetzt denken „Was? Schlangen in Solingen?“, kann ich Sie beruhigen, denn beim Natternkopf handelt es sich um eine pflegeleichte Pionierpflanze, deren Einzelblüte an den Kopf einer Natter erinnert. Diese Wildpflanze bietet unzähligen Insekten Nahrung, wenn man sie lässt und nicht als vermeintliches Unkraut rauszupft.
Dieses faszinierende Wissen verdanke ich der Autorin Christiane Habermalz, deren Buch „Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam“ genau das tut, was der Titel verspricht: Ideen säen, um unsere unmittelbare Umgebung wie Balkon, Baumscheibe, Park oder eigenen Garten ein wenig ökologischer und insektenfreundlicher zu machen.
Die Autorin berichtet humorvoll, lehrreich, augenöffnend von heimischen Wildpflanzen, Generalisten und Spezialisten unter den Insekten, von Biodiversität und Artensterben. Als Journalistin und Vogelexpertin hat sie gut recherchiert, mit vielen Fachleuten gesprochen und macht von Anfang an klar, dass ein paar Guerillagärten das Insekten- und somit das Artensterben nicht aufhalten werden. Dafür braucht es politisches Umdenken. Nichtsdestotrotz wird mein Leben mit diesem dezenten, gärtnerischen Ungehorsam bunter, der blühende und summende Garten sorgt zudem für regen Austausch mit interessierten Nachbarn. Und das ist doch ein vielversprechender Anfang!
Christiane Habermalz, Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam – Bekenntnisse einer Guerillagärtnerin, Heyne Verlag 2020, 288 Seiten, 9,99 €