Heute erschien im Solinger Tageblatt der 22. Schatzinsel-Buchtipp. Hier ist er:
“Der endlose Sommer”
Dieser Roman, der mit einem Satz beginnt, der kein richtiger Satz ist, nämlich, Der Junge, der vielleicht ein Mädchen ist, es aber noch nicht weiß., dem weitere Nicht-Sätze folgen, bevor viele lange Sätze kommen, in denen sich mittendrin die Bezüge ändern können, dieser Roman, der eine konzentrierte Lektüre erfordert und in dem eine alte Frau eine Geschichte erzählt, die sich in einem Sommer Mitte der 80er Jahre in einem dänischen Gutshaus zugetragen haben soll, wo eine Mutter mit ihren kleinen Söhnen und ihrer 17jährigen Tochter, dem Freund der Tochter (der vielleicht ein Mädchen ist) lebt, zu denen sich der schöne Lars, der nicht genießen kann, und zwei Portugiesen gesellen, von denen einer ein Künstler ist, dieser Roman, in dem eine maßlose und nicht endende Liebe entsteht, in dem es zu einer Hochzeit im Sommer und zu einer Beerdigung sehr viel später kommen wird, und die Erzählerin vor und zurück springt in den Zeiten, berichtet, wie die Menschen dieses Sommers wurden wie sie waren und was aus ihnen werden wird, um das Verlorene, das einmal war, wiederzufinden, dieser Roman, der den endlosen Sommer, in dem alles möglich zu sein schien, bewahren soll, da nur das Erzählen das Geschehene bewahren kann vor dem Tod, der launischen Göre, dieser fabelhaft übersetzte Roman ist ein herausragendes Ereignis.
Madame Nielsen, Der endlose Sommer
übersetzt aus dem Dänischen von Hannes Langendörfer
Kiepenheuer & Witsch Verlag 2018, 192 Seiten, 18,- €